„Was hat Euch zwei im Bezug auf Mantrailing Erfahrung „alte Hasen“ dazu bewogen, die Trainer*innen Weiterbildung beim IBH zu machen? Und was habt Ihr daraus mitgenommen?
Darüber habe ich mit Conny Harms und Stefanie Simon, beides Absolventin des ersten Durchganges der Weiterbildung gesprochen.
Hier kannst Du Dir das Interview anhören:
Anmerkung: Wenn Conny von „schwerer Spur“ spricht, dann ist das gleichbedeutend mit „Trailen auf dem Geruchsband“
Und falls Du lieber lesen möchtest, was wir gesprochen haben, dann findest Du hier das Transkript des Interviews (erstellt mit TurboScribe):
Das Interview
Ja, dann freue ich mich heute ganz besonders, liebe Conny, liebe Steffi, dass ihr zwei euch die Zeit genommen habt, auch mal Rede und Antwort zu stehen für die Mantrailing-Weiterbildung beim IBH, die ihr gemacht habt. Und jetzt würde ich Euch einfach mal bitten, Conny, magst du vielleicht mal anfangen und dich kurz vorstellen und Steffi, Du dann weitermachen, bevor ich die ersten Fragen stelle?
Na klar, gerne. Also ich bin Conny, Hundesschule am Schwanheimer Wald und „Mantrailing-infiziert“ seit, ich weiß es nicht mehr, über 20 Jahren.
Es hat mich einfach angefallen und es war schon für meine Vorgängerinnen einfach unsere Passion. Wir lieben es und ich habe es dann auch relativ bald angefangen in Gruppen weiterzugeben. Und ich freue mich total, dass Du uns eingeladen hast zu so einem Interview, weil es einfach, ja, vielleicht dazu beiträgt, dass der Virus grasiert.
Ja, ich bin Stefanie. Ich bin von Conny angesteckt worden vor etwa, ich glaube ungefähr 15 Jahren. Und seitdem erhole ich mich einfach gar nicht mehr von dieser Ansteckung. Ich mache immer weiter. Es bleibt spannend.
Das ist das Tolle am Trailen mit eigenen Hunden, mit Kundenhunden, mit Gruppen. Es ist etwas, was einen nicht mehr loslässt. Jedenfalls habe ich diese Erfahrung gemacht.
Ja, ich kenne das auch, dass Mantrailing ein Virus ist, das packt dich und dann bleibst du dabei. Da gibt es kein Entkommen, keine Heilung, außer man tut es. Ja, bei euch beiden stellt sich mir oder hat sich mir tatsächlich nach eurer Anmeldung gleich die große Frage gestellt. Ich kann Euch ja, was Mantrailing angeht, durchaus als alte Hasen bezeichnen.
Was hat Euch dazu bewogen, mit Eurer immensen Erfahrung im Bereich Mantrailing, auch schon Erfahrung als Trainerinnen, diese Weiterbildung beim IBH zu machen?
Bei mir war es so, dass ich ja viel Praxiserfahrung habe über die Jahre, natürlich. Aber immer das Gefühl hatte, dass ich bei der Theorie einfach noch ein bisschen mehr Basis legen kann. Nicht, dass man nicht hier und da mal ein Webinar mitgemacht hat oder ein Buch gelesen hat, natürlich.
Aber Praxis ist wichtig, natürlich. Für mich war es die Möglichkeit, da noch ein bisschen Basis reinzubringen.
Bei mir war es so, dass ich das IBH-Angebot wahrgenommen habe und mir dann gedacht habe, ach, da war doch noch so ein Seminar hier ganz in der Nähe, da kommt doch die Referentin. Das habe ich dann natürlich erst mal gebucht und durfte Dich dann kennenlernen, Astrid. Ich weiß nicht, wie es Dir ging, aber von meiner Seite her war es so, dass ich sofort den Eindruck hatte, die Chemie zwischen uns beiden stimmt, das ist jemand, mit dem möchte ich gerne arbeiten.
Ich habe schon von diesem ersten Seminar so viel für mich und meinen neuen Hund, den Campino, mitgenommen. An Denkanregungen, die du mir einfach gegeben hast und wo ich mir gedacht habe, oh, guck mal, das, was Astrid da macht, das ist irgendwie anders als das, was ich davor gemacht habe, weil ich einfach Trailen vor 20 Jahren gelernt habe. „Der Hund hat immer recht und der hat die Nase, wo der hin will, da gehen wir hinterher und stören den Hund möglichst wenig und wenn der Frischwind hat, dann lasse ich ihn mal.“
Für meinen Hund habe ich festgestellt, war es nicht die Methode. Der war sehr verzweifelt und glänzen kann der eigentlich, seit ich mich auf das Experiment „schwere Spur“ [Anmerkung der Autorin: „Schwere Spur = Trailen auf dem Geruchsband] eingelassen habe und wir einfach näher am Geruchsband bleiben, weil ich die ersten paar Wochen ein bisschen mehr gemanagt habe. Und das war für uns einfach ein Game Changer und dafür bin ich dir einfach dankbar.
Und deswegen habe ich dann zur Steffi gesagt, hallo, das machen wir.
Ja, ich kann es nur zurückgeben, Conny, mir ging es genauso. Du bist auf den Parkplatz gekommen, wir haben die ersten Worte gewechselt und es war bei mir auch sofort wunderbar.
Also ich arbeite ja unheimlich gerne mit Trainerinnen zusammen, aber so eine gewisse Grundaufregung ist natürlich auch bei mir immer da, wenn ich weiß, da kommt jemand zu mir mit sehr viel Trailerfahrung, ob ich denjenigen erreichen kann. Und ich habe Dich von Anfang an als offen empfunden und fand es großartig, was wir an dem Wochenende einfach auch schon umsetzen konnten und habe mich dann eben auch sehr gefreut, als ich Eure Anmeldungen bei der Weiterbildung dann gesehen habe. Also das war schon was ganz Besonderes, wenn sich eben auch Trainerinnen anmelden, die tatsächlich schon viele, viele Trailkilometer auf dem Buckel haben.
Und was habt ihr denn jetzt so konkret oder gesamt im Paket aus dieser Weiterbildung -es ist ja jetzt vorbei und es war ein ganzes Jahr – so mitgenommen, würdet ihr es wieder buchen? Habt ihr es bereut?
Sofort. Würde dieses Jahr sofort wiederholen, wenn ich zurückspulen könnte, würde ich es tun.
Es war einfach im Gesamtpaket eine echte Bereicherung fürs Leben. Man hatte jeden Monat Dinge, auf die man sich freuen konnte, unsere Treffen unsere Themen, die wir angegangen sind, die Vorbehalte, die ich nach so vielen Jahren Traillen noch gegen das eine oder andere Thema hatte, zum Beispiel Negativarbeit. Das konntest Du völlig aufsprengen, weil du mir einfach gezeigt hast, es gibt noch andere Wege als die Konservativen, die Du kennst.
Und für mich in der täglichen Arbeit war es so ein angenehmes Gefühl von bestätigt werden dem, was man eh schon tut und das Mitnehmen von vielen kleinen neuen Tools, die so furchtbar nützlich sind und die man einfach jetzt so schön einbauen kann.
Ich fand auch, wir haben viele neue Ideen bekommen. Obwohl man das seit langer Zeit macht, aber gerade wenn du Dinge seit langer Zeit machst, ist man manchmal auch so ein bisschen in den Gleisen, die man schon eine ganze Weile befährt.
Und Anregungen, Ideen, Tipps, wie wir auch unseren langjährigen Kunden, die ja seit Jahren schon Traillen, immer nochmal ein Highlight bieten können. Und das hat auch unsere Gruppen tatsächlich verbessert, da nochmal die Stimmung verbessert. Das ist wirklich was sehr Schönes gewesen.
Und dieses Thema Enrichment, das war etwas, was mich auch dazu gebracht hat, eigentlich anzufangen, den Kurs. Weil das Gefühl, „pro Hund“ zu arbeiten, die Bedürfnisse des Hundes und auch des Menschen in den Mittelpunkt zu stehen und zu stellen und nicht diesen Leistungsgedanken. Das ist etwas, das ist mir sehr nahe und das möchte ich eigentlich immer so handhaben.
Und ich fand das großartig, dass das jetzt bei dem Mantrail auch nochmal so in den Mittelpunkt gestellt wurde. Und wir haben ja auch ganz viele Themen behandelt und auch das hat mir viel mitgegeben. Wo es um Hunde ging, die vielleicht mit Ängsten zu kämpfen haben, die vielleicht auch eine Aggression haben, die in der Umwelt nicht sicher sind.
Und wir haben solche Hunde, wir haben solche Teams. Und das hat mir gute Denkanstöße gegeben, gute Ideen. Auch die Diskussion miteinander, die wir dann geführt haben an den Freitagen.
Ist Dein Ausgangswunsch, Deine Theoriebasis noch ein bisschen zu untermauern, erfüllt worden? Fühlst Du Dich jetzt sicherer oder hat sich das als ganz anders erwiesen?
Es ist beides, also die beiden Seiten des Oder. Auf der einen Seite sind mir Dinge bestätigt worden, die ich bereits kannte.
Auf der anderen Seite war ja das vielfältige Angebot mit den Webinaren, die zusätzlich zu der Praxis, zusätzlich zu den ganz originären Themen, die wirklich das Mantrailing sozusagen im Kern betreffen. Das hat mir viele neue Tipps gegeben, viele neue Hinweise. Ich fühle mich sicherer auf der rechtlichen Seite.
Ich habe einen Einblick gewonnen in das Thema Pettrailing. Das, was mir vorher gar nicht so geläufig war, weil wir das halt auch nicht machen. Und dieses breit gefächerte Angebot, das in dem Kurs für uns bereitgestellt wurde, das habe ich auch als etwas ganz Besonderes empfunden.
Ja, das hat uns auch extrem gefreut, dass sich so viele Kolleg*innen vom IBH auch bereit erklärt haben, ihren Beitrag für diese Mantrailing-Weiterbildung zu leisten und uns eben genau über unseren eigenen Tellerrand hinaus auch noch Informationen mitzuliefern und Mantrailing mal unter ganz anderen Aspekten zu betrachten.
Jetzt ist bei euch ja ein Punkt immer wieder in den Seminaren, wenn wir uns getroffen haben, sehr präsent gewesen. Ihr seid entweder meistens danach in Trail-Ferien gefahren oder aus Trail-Ferien gekommen. Und ich habe da immer ein ganz besonderes Glänzen und Leuchten in Euren Augen gesehen, wenn es um diese Trail-Ferien geht. Was ist denn für euch das ganz Besondere und die große Chance an diesem Angebot der Trail-Ferien? Denn es macht mit Sicherheit doch einen Haufen mehr Arbeit und Organisation als normale Mantrailing-Stunden.
Das tut es. Und trotzdem machen wir es seit vielen, vielen Jahren. Wir haben mal mit einem verlängerten Wochenende begonnen und haben dann festgestellt, dass so vier Tage einfach viel zu wenig sind und sind dann irgendwann bei dieser Woche gelandet, die wir im Frühjahr und im Herbst anbieten. Und wenn wir, glaube ich, mal in Rente sind, wird sich das nochmal nach oben verschieben, sofern die Knochen es dann mitmachen.
Für mich ist einfach dieser Reiz, dass ich dort in Ruhe Dinge ausprobieren kann, die für uns als Trainer und auch für unsere Teams so oft im Alltag, im Abendtraining auf der Strecke bleiben. Du kannst mal 24 Stunden Sachen machen, weil du einfach Zeit hast, sie vorzubereiten. Du kannst mit den Teams auch an einem spezifischen Punkt arbeiten.
Sei es, dass der Hund sagt, ich kann auf gar keinen Fall Männer suchen, da steige ich aus. Und du kannst halt einfach kleinschrittig über dieses jeden Tag die Option haben, den Hund wieder ein Stückchen näher heranzufühlen an diese Aufgabenstellung, erreichst du eben viel schneller, viel, viel mehr, als wenn du sie einmal in der Woche hast. Das macht für mich einfach diesen Reiz aus.
Und dann ist es wirklich auch so, dass wir immer ganz geniale und nette Leute dabei haben. Das ist für uns ein bisschen wie Klassenfahrt. Es ist einfach schön.
Viel schöner als Klassenfahrt, da habe ich nicht die besten Erinnerungen. Wir haben auch immer wieder Anfänger dabei. Und die Anfänger kann man in so einer Woche Tag für Tag für Tag viel besser fördern, als wenn die einmal in der Woche oder in größeren Abständen sogar kommen.
Und die fangen mit den kleinen Motivationssequenzen an und können am Ende wirklich komplexe Aufgaben lösen. Ohne dass wir in der Zwischenzeit da irgendwie überfordert haben. Das ist auch für die Besitzer, für die Menschen am anderen Ende der Leine unfassbar befriedigend.
Naja, und dann darf man nicht vergessen, wir sind in einer wunderschönen Umgebung an der Nordsee in der Lüneburger Heide. Wir haben lauter Gleichgesinnte um uns herum. Wir gehen auch gemeinsam mal essen abends.
Wir sind den ganzen Tag zusammen. Es entspinnen sich da Freundschaften. Man redet auch nicht nur über Menschen, obwohl es schon auch irgendwie im Mittelpunkt steht.
Aber wir haben Mehrfachtäter, hätte ich fast gesagt, Leute, die Jahr für Jahr zu uns kommen und am Ende der Ferien schon wieder buchen für das nächste Jahr. Und das macht uns natürlich auch unfassbar viel Spaß dadurch.
Das heißt, ihr macht Eure Ferien auch in Umgebungen, also nicht bei Euch da, wo ihr lebt und wohnt, sondern ihr fahrt wirklich auch in Feriengebiete.
Macht ihr dann für euch selber Urlaub noch hintendran oder vorne weg?
Es hängt ein bisschen drauf an. Wir haben jetzt zum Beispiel, wenn wir zur Nordsee fahren, über x Stunden. Im Moment ist ja ein bisschen schwierig, um um Hamburg und durch Hamburg zu kommen.
Und das machst du dann natürlich gerne, wenn es hinhaut, für etwas länger als eine Woche. Aber wir fahren auch manchmal wirklich dann, wie die Teilnehmer auch, am Wochenende hin und das nächste zurück. Man ist ja auch ein bisschen limitiert mit dem Jahresurlaub.
Wir haben ja beide noch einen Job. Von daher müssen wir einfach gucken, dass das auch ins Private so ein bisschen mit reinpasst. Aber es ist halt einfach, ja, Passion.
Und so wie ich es verstanden habe von Euch, trailt ihr auch in den Ferien mit Euren eigenen Hunden. Und das ist für die Teilnehmer in den Trailferien auch nie ein Thema. Wie handhabt ihr das sonst mit euren eigenen Hunden? Das stellt nämlich, was meine Erfahrung darstellt, für viele Kolleginnen tatsächlich eine Herausforderung dar, mit dem eigenen Hund zu trailen. Und ihr habt eine ganz tolle Lösung gefunden, wie ich finde.
Ja, wir nehmen unsere Hunde mit, immer im Wechsel. Wir haben unter der Woche zwei feste Kurse.
Zum einen Kurs bringe ich meinen mit, zum anderen Kurs bringt Steffi ihre Hunde mit. Und wir machen es je nachdem, wie die Gruppe an dem Abend zusammengesetzt ist, dass zum Beispiel ich den Trail lege und einen erfahrenen Trailer mitlaufen lasse. Und ich dann eben mit unseren Kunden laufe und der erfahrene Trailer Steffi flankiert.
Oder umgedreht. Oder wir auch mal sagen, hey, wollt ihr mal einen Trail für uns legen? Ja, why not? Wir haben keine Angst, dass unsere Hunde kaputt gehen, wenn mal was nicht so läuft, wie es aus dem Bilderbuch sein sollte. Wir wissen uns einfach auch zu helfen als Trainer.
Und von daher finde ich das eine tolle Option für unsere Kunden auch mal zu sagen, hey, ich kann mal so einen Trail legen, kann mich da mal ausprobieren. Würde ich das denn hinbekommen? Und das tun sie mit sehr viel Passion. Sie versuchen ja immer so ein Ei zu legen, dass sie sagen, oh guck mal, das hat er jetzt aber schön gemacht.
Das spiegelt auch die Gemeinschaft wider, dass diese Gruppe von Mantrailern, wie ihr sie habt, wirklich mit Leidenschaft und Herz dabei sind und das nicht als irgendwie ein To-Do auf der Liste abhaken und „Hauptsache ich traile, der Rest ist mir egal“, sondern wirklich eine unglaublich tolle Gruppengemeinschaft und Loyalität euch gegenüber auch an den Tag legen. So habe ich es wahrgenommen in jedem Fall.
Ja, ich meine, du durftest ja einen Teil unserer Kunden kennenlernen in Dortmund. Die kamen ja zur Prüfung. Und auch das, Steffi hat uns echt stolz gemacht, dass wir gefragt haben, hey, wir hätten da so ein Prüfungswochenende.
Habt ihr denn Lust und Zeit? Und die sofort: „Klar, wann müssen wir wo sein?“. Und das ist einfach auch ein toller Rücklauf für uns, dass wir einfach sagen können, hey, da ist so viel mehr als eine Beziehung zu einem Kunden, der für eine Leistung bezahlt, sondern es ist halt auch wirklich so eine Gemeinschaft, so eine verschworene.
Das war ja damals nicht vor der Haustür, die mussten ja fahren. Also von Frankfurt nach Schwerte, das ist ja ein Stück zu fahren. Und trotzdem haben wir auf Anhieb genügend Leute zusammengekriegt, dass wir die Prüfung da machen konnten mit den Fremdteams. Also das war schon was ganz Besonderes.
Auch mit der unfristigen Startzeit, neun Uhr und so, ne? Ja, genau. Aber es gibt auch so Sachen, ich habe jetzt in Welpen mir wieder zugelegt im Frühjahr. Und ich muss meine Hunde zum Teil mitnehmen zum Trailen, die müssen im Auto warten oder dürfen eben auch arbeiten.
Und es war überhaupt gar kein Problem, wenn ich die Trails begleitet habe oder gelegt habe, dass irgendeiner der Teilnehmer neben meinem Welpen saß und das Pfötchen gehalten hat oder mal rausgeholt hat, wenn die mal ihr Geschäftchen verrichten musste. Sodass die das ganz langsam und sehr sanft gelernt hat, dass man im Auto warten kann. Das ist ja für uns als Trainer, nicht nur für uns als Trainer, aber auch für Kunden beim Mantrailen so viel wert, wenn die Hunde entspannt im Auto warten können.
Und ich fand das so großartig, dass wir da so unterstützt wurden. Wir haben schon sehr besondere Kunden. Und einige von denen sind ja nicht mit dem ersten Hund bei uns, sondern da wechseln sich die Generationen ab. Das ist die dritte oder vierte Generation der Hunde, die bei uns trailt. Das sind mehr Freundschaften als Kundenbeziehungen.
Ja, ich habe auch das Gefühl, dass Mantrailing auch die Menschen unheimlich verbindet. Und dass das wirklich auch eine Langzeitbeziehung ist, eine ganz andere Loyalität, als in vielen anderen Gruppenangeboten sich entwickelt.
Habt ihr eine Idee, woran das liegt? Was das Trailing da so anders macht als die anderen Gruppenangebote?
Dass du so viele Puzzlesteine hast, glaube ich, und nie das Gefühl hast, Du hast jetzt etwas fertig. Also ich glaube, wenn Du Obedience trainierst,
Dann kann der Hund Fuß und er kann Sitz und Platz aus dem Fuß und er kann das dann auch unter Ablenkung. Irgendwann hast du das Gefühl, es ist so close to end, weil was soll jetzt noch kommen? Im Gegenteil, der Hund wird dann vielleicht auch über die Jahre deines Trainings älter und kann diese Obedience, Schnelligkeit nicht mehr leisten und das ist halt, finde ich, unser Ass im Ärmel. Meine alte Hündin ist ihren letzten Trail in der Lüneburger Heide gewackelt mit 16 1,5 und das war ein Baby Trail und er war Pippi Kaka und einmal vor und um die Ecke und sie hat es mit einem Stolz getan und ich glaube, das ist viel von diesem Unterschied, dass Du einfach für den Menschen, für den Hund so individuell die Aufgaben zusammenstellen kannst und wenn Du das geschickt gemacht hast, hast du ja immer das Gleiche. Du hast zwei, die strahlen.
Und jemand, der strahlend hinterherläuft, genau.
Ja, das ist so. Ich glaube, es hat auch was damit zu tun, dass Mantrailing nur in der Gruppe funktioniert. Du bist ja nicht nur als Zweierteam unterwegs, sondern du bist immer auch für andere unterwegs. Du musst die Suchperson stellen, du musst mal flanken.
Die Leute stehen da und warten vielleicht auch oder laufen mal hinterher bei dem einen oder anderen Trail. Das ist einfach von vornherein ein Gruppenerlebnis. Es ist nicht nur ein Ich-und-mein-Hund-Erlebnis und vielleicht macht das auch was mit den Leuten.
Wir haben auch festgestellt, dass es natürlich Leute gibt, die sich da nicht zu Hause fühlen in dieser Situation. Das es eben immer etwas länger dauert, dass man immer für den anderen mitarbeiten muss, weil sonst kann der ja nicht laufen. Und das sind dann Leute, die probieren das mal aus und sind dann auch schnell wieder weg und finden ihre Erfüllung in anderen Themen. Ist ja auch völlig fein. Da muss das schon wollen.
Ja, da bin ich völlig bei euch. Was waren denn, sei es jetzt bezogen auf die Weiterbildung oder auf Eure Trail-Erlebnisse, Eure größten persönlichen Glitzermomente, was Mantrailing angeht? Steffi, du glitzerst schon so.
Ich glitzere schon .. Ich habe mir das vorher überlegt, weil das ja ein Thema ist, das wir auch schon besprochen hatten. Ich könnte gar nicht einen Moment sagen. Es gibt so viele.
Conny sprach gerade von ihrer alten Hündin und ich weiß noch, wie meine alte Hündin, die jetzt nicht mehr lebt, mit knapp 15 Jahren nahezu blind, nahezu taub die Trails der Nase nach gegangen ist und mit einer Begeisterung dabei war und unbedingt mitmachen wollte und es war für sie gar keine Option, im Auto zu warten. Das sind so Momente, die werde ich für immer in meinem Herzen haben.
Es gibt andere, auch bei der Ausbildung fand ich das ganz, ganz toll, dass meine junge Hündin mit ihren anderthalb Jahren Negativanzeige gemacht hat und ich wusste gar nicht, ob ich ihr das zutrauen kann, aber es war so super aufgebaut und sie hat es einfach verstanden und das war für mich ein Highlight während des Kurses, weil ich mich daran noch nicht so herangetraut hatte vorher. Aber es gibt so viele. Es gibt den Anfänger, der das erste Mal versteht, worum es geht und dann volle Kalotte auf diesen Trail geht und sagt, „Mama, ich kann das“ und hinterher kommen beide wirklich strahlend und zwei Zentimeter größer zurück.
Es gibt viele solche Momente. Die machen das Ganze auch so schön, auch wenn das auch für uns Trainer immer wieder sehr aufwendig ist. Das kann man ja nicht leugnen.
Ja, was soll ich sagen.
Ich habe auch so viele, viele, viele, viele Sternchen. Also in Kundenbeziehungen wirklich, wenn ich den einen oder anderen Kundenhund sehe, der mit echten Menschproblemen, mit Ressourcenproblemen ins Training kam und der heute sagt, klar komme ich nach Dortmund. Klar laufe ich den Trail mit, weil sie einfach auch in uns als Trainer vertrauen, wenn wir sagen, ja, das könnt ihr.
Und ich denke, das ist halt auch etwas, was man sich erarbeiten muss, dass ein Kunde Dir so vertraut und sagt, wenn du das so einschätzt, dann ist das so. Oder eben auch die Umstellung auf „schwere Spur “ zu merken, dass mein Hund nicht mehr an jeder Kreuzung in Jammerei ausbricht, weil er unsicher ist und Selbstvertrauen nicht aufbringt, mir zu sagen, wo er denn hin will. Und so ist er einfach sicherer.
Ich habe so viele Kleinigkeiten umgestellt, die uns einfach so nach vorne gebracht haben. Und ja, natürlich auch die Negativarbeit. Du kennst meinen Spruch, „Negativ mach ich nicht. Ich muss mein Hund nicht zum Spaß frustrieren.“
Fertig.
Und dann haben wir es im Rahmen der Ausbildung gemacht und er war sowas von nicht frustriert und sowas von klar in seiner Kommunikation. Und es ist einfach für mich so ein Bäm. Habe ich einen geilen Hund? Ja, habe ich. Das sind halt diese ganzen Kleinigkeiten. Und ich glaube tatsächlich, man macht das als Trainer nicht so lange, wenn du das für dich nicht so mitnehmen kannst.
Diese Erfolgserlebnisse deiner Teams sind nicht auch für dich so ein bisschen wieder so ein Sternchen, dass du dir ins Herzen packst und beim eigenen Hund die Fortschritte siehst. Das ist einfach ein Virus.
Unheilbar, aber gut behandelbar. Regelmäßige Dosis-Training läuft. Ja, das verbindet eigentlich auch so in der ganzen Gruppe, wie ich es wahrgenommen habe, diese Faszination fürs Trainen und dieser Perspektivenwechsel, der möglich ist. Das war, glaube ich, eine große gemeinsame Komponente in dieser Gruppe von Trainer*innen, die mit ganz wenig Erfahrung oder auch ohne Erfahrung oder eben wie ihr auch mit ganz viel Erfahrung reingekommen seid.
Und ich fand, dass dieser Gedanke des Enrichments, der ja über allem drüber stand, sich auch durch eine ausgesprochen große Wertschätzung innerhalb der Gruppe dargestellt hat. Und das war etwas, was mich persönlich sehr, sehr, sehr glücklich gemacht hat. Und auch Bettina und ich, wir sind nach jedem Präsenzwochenende mit einem Megaglitzern in den Augen heimgefahren.
Nach dem letzten war es nicht nur Freudenglitzern, sondern da waren auch ein paar Wehmutsglitzer-Tröpfchen in den Augen dabei. Aber es ist ja nicht zu Ende, es geht ja weiter. Und wir haben ja einstimmig beschlossen, dass die Rezertifizierung auf jeden Fall in Präsenz stattfinden wird, sodass wir auf jeden Fall auch wieder einen Termin haben, wo wir uns sehen.
Wenn jetzt nächstes Jahr der neue Durchgang startet für Trainer*innen, die sich für diese Weiterbildung anmelden können, für wen würdet ihr sagen, ist diese Weiterbildung passend?
Ich würde sagen, es macht auf jeden Fall Sinn, wenn jemand schon ein bisschen Erfahrung hat. Wir hatten ja ein paar blutige Anfänger dabei, das ging, aber es war für die doch schwerer. Und ich glaube, wenn man schon ein bisschen was gemacht hat, dann ist das die perfekte Ausbildung.
Aber auch für Leute wie uns, die wir jetzt viel Erfahrung haben, wir haben ja auch noch wirklich viel mitgebracht. Und von daher würde ich sagen, nach oben ist da keine Grenze. Nach unten macht es schon Sinn, wenn man nicht bei Null einsteigt.
Ja, das haben wir tatsächlich auch ja für den nächsten Durchgang so festgelegt, dass auf jeden Fall eine gewisse praktische Erfahrung mitgebracht oder im Vorfeld dann noch eingeholt werden soll. Ich habe es zu Martina vorgestern auch schon gesagt, wir hatten einfach unglaubliches Glück in dieser Gruppe mit denen, die noch überhaupt keine Mantrailing-Erfahrung hatten, die sich auch wirklich so „all in“ gestellt haben und voll reingegangen sind und das in viel Fleiß und Schweiß alles aufgeholt haben. Und eben auch Ihr in der Gruppe Eure Erfahrungen auch immer jederzeit weitergegeben habt, sodass wir ja in dieser Gruppe, in der ja wirklich blutige Anfänger dabei waren, dass uns das nicht auf die Füße gefallen ist.
Das ist aber nicht selbstverständlich so. Und ja, Conny, wie siehst du das mit, für wen wäre die Ausbildung interessant?
Also ich finde auch, es wäre sinnvoll, wenn die, die sich anmelden möchten, sich mit dem Thema schon ein bisschen auseinandergesetzt haben. Also wenn sie zumindest mal wissen, wie sich das anfühlt, wenn man so einen Hund führt und wenn man in so eine Kreuzung reingeht und jetzt selber nicht weiß, wo es hingeht und es anhand der Körpersprache beurteilen muss, geht es jetzt nach hier oder nach da.
Und es ist aber auch was für ältere Hasen, die glauben, „wir haben schon viel Erfahrung, wir machen das schon“. Also so ging es uns beiden, dass wir immer nach jedem Wochenende gesagt haben, ach guck mal, das war aber auch ein genialer Aspekt, den merken wir uns. Den lassen wir irgendwo einfließen in unsere Arbeit mit unseren Kunden oder wir haben irgendein Tool ausgepackt, wo wir gesagt haben, hey, wir haben ein Team, das hat genau dieses Problem, wir probieren das bei uns aus.
Und das waren für mich so Game Changers, dass ich gesagt habe, ja klar, ich bin ja an diese ganze Ausbildung rangegangen mit, naja gut, wenn ich jetzt nicht dramatisch viel lerne, aber ich habe eine regelmäßige Gelegenheit, mit meinem Hund in einem unbekannten Gebiet zu trainen. Das ist ja auch schon mal was, was du dir als selbst trainender Trainer erstmal suchen musst. Und von daher, ich werde nie vergessen, als wir vor dem „Müllmann“ standen, der dann doch keiner war.
Und das sind halt solche Geschichten, das hätte ich zu Hause jetzt, sag ich mal, mit der Werkseinstellung nicht gehabt. Das sind so Erlebnisse, die ich immer wieder so im Hinterkopf habe, wo ich immer wieder drüber grinsen muss. Ich würde es auf jeden Fall jedem empfehlen, der sagt, es soll mein Thema in der Hundeschule werden.
Ich habe mich schon mal so ran geschnuppert. Oder einer, der sagt, ich habe das schon lange, aber vielleicht habe ich so ein bisschen das Gefühl, ich koche im eigenen Saft. Dann ist es auf jeden Fall ein tolles Tool, um mal über die Grenze des Bekannten zu schnuppern.
Und Chapeau an Bettina und Dich. Dieser Spagat zwischen unseren Leistungsständen im letzten Kurs, das hätte ich nicht gewollt. Das hätte mich echt gestresst.
Eins ist vielleicht noch wichtig, das sollten Leute sein, die nicht diesen Leistungsgedanken im Vordergrund haben. Also Menschen, die sagen, ich muss da in x Sekunden ankommen. Und die dem Hund auch nicht zwischendurch mal einmal einen eigenen Gedanken gönnen können.
Oder auch mal ein Beinchen heben oder mal links oder rechts schnüffeln. Für die ist dieses Thema Enrichment möglicherweise nicht so erfüllend wie für uns. Das Bedürfnis des Hundes in den Vordergrund zu stellen und das sehr, sehr konsequent und trotzdem sauber zu arbeiten.
Trotzdem eine wirklich technisch einwandfreie Ausbildung Hund und Mensch zu geben. Das fand ich so ganz besonders an diesem Kurs und das wäre auch der Grund, warum ich das jedem empfehlen würde. Also Trailen als Sport kann man machen, aber wer das toll findet, wäre hier nicht richtig.
Genau, deswegen haben wir es ja auch ganz bewusst „Schwerpunkt-Enrichment“ genannt. Und das ist auch eine gewisse Sonderstellung, die der IBH da abdeckt mit seiner Weiterbildung, weil wir ja auch bewusst die Weiterbildung auch offen halten für Trainer*nnen, die aktuell vielleicht keinen Hund haben, mit dem man an Seminaren teilnehmen kann. Das war Bettina und mir tatsächlich auch immer ganz wichtig, weil wir selber ja auch phasenweise immer mal Hunde haben, wo man sagt, die packen so ein Wochenendseminar nicht und wir aber trotzdem Kolleg*innen, die auch solche Hunde haben, trotzdem die Chance geben wollen, an so einer Weiterbildung teilzunehmen.
Und deswegen ist tatsächlich auch in dieser ganzen Weiterbildung der Leistungsgedanke, auch das Erreichen eines Leistungsziels mit dem eigenen Hund, nie Voraussetzung für irgendein Bestehen gewesen. Nichtsdestotrotz haben alle, die mit Hund teilgenommen haben, immense Leistungsziele mit ihren Hunden erreicht, aber eben nicht aus Pflicht, sondern mit Freude und weil es sich ergeben hat, weil es einfach möglich war, weil es in all diesen Hunden drin steckte. Und ja, ich werde Campinos Blick bei seinem ersten Negativabgang auch nie vergessen und vor allen Dingen deine Freude auch zu sehen: Nein, er ist tatsächlich 0,0 frustriert, vielleicht sogar einen Tacken erleichtert. Ach, ich darf es dir zeigen, Mami. Ich kann dir zeigen, dass ich nichts mehr habe. War auch für mich ein Gänsehaut-Moment, ja.
Gerade für ihn ist das Thema Enrichment halt einfach sehr, sehr wichtig. Er ist einfach aus einer schlechten jagdlichen Haltung.
Er ist mit sehr viel Druck in den ersten Jahren gearbeitet und das merkst du einfach auch heute noch, dass viele Dinge, wo er sich gegen einen Zweibeiner vielleicht mal vorsichtig durchsetzen soll, für ihn stressend sind. Und von daher war das für meinen Hund der perfekte Gamechanger, ihm einfach so Türen aufzumachen, durch die er dann nur die Nase stecken muss und sagen kann, „hey, kann ich.“
Wenn ihr drei Worte für Mantrailing finden müsstet, mit welchen drei Worten würdet ihr Mantrailing beschreiben?
Für mich ist es magisch, weil es mir immer wieder aufführt, dass wir solche Dilettanten mit der Nase sind, so alles ganz.
Es ist eine zutiefst befriedigende Art, mit dem Hund zu arbeiten, weil es eine der wenigen Dinge ist, wo ich das Gefühl habe, dass meine Hunde mit sich selbst glücklich und zufrieden nach Hause gehen und nicht einfach nur müde, sondern so dieses innere Strahlen einfach haben.
Und mein drittes wäre einfach Glück. Für mich ist es einfach immer wieder was, wo ich mich manchmal aufraffen muss, weil die Knochen sagen, „Schon wieder? Bist du Depp?“ Und trotzdem ist es dann, wenn man es gemacht hat, immer wieder so, dass man sagt, wow, das war wieder genial heute Abend.
Das würde ich völlig unterschreiben. Jetzt ist es fast schwierig, noch drei andere zu finden.
Aber eines wäre für mich Begeisterung. Und das gilt für alle Beteiligten, sowohl mich als Trainer, aber auch für die Menschen und die Hunde, die Teams, die wir da begleiten, weil es ist ja kein Zufall, dass wir von einem Virus reden, der da überspringt. Tatsächlich sieht man ganz, ganz, ganz häufig, die Leute begeistert zurückgehen.
Und die Hunde, die so ein Hüpfen im Gang haben, die Rute erhoben, den Kopf erhoben und hüpfen zurück zum Auto. Das ist etwas, was einen nur begeistern kann.
Das zweite wäre vielleicht Lebenslang. Das ist etwas, was aus meiner Kenntnis, glaube ich, nur das Mantrailing leisten kann, dass wir wirklich schon mit Welpen mit zehn Wochen angefangen haben und mit dem alten Hund, mit körperlichen Gebrechen, wie gesagt, meine alte Hunde im Blind und Taub, konnte immer noch ihre Freude finden an dieser Aufgabenstellung, weil die Nase funktioniert hat und sie konnte sie leisten. Und sie hat nicht nur in der Ecke rumgelegen und gewartet, bis es vorbei ist.
Und bei dem Glück, da finde ich einfach kein besseres Wort. Glück ist es.
Ja, ich bin ganz beseelt und ich möchte Deinen Begriff der Begeisterung, den möchte ich gerne aufnehmen als Schlusswort. Denn für mich war es so eine Freude, mein Feuer der Begeisterung an Euch weiterzugeben und zu sehen, wie die ganze Gruppe und wie Ihr diese Begeisterung weitertragt und wie die Begeisterung eben bis zu Euren Kunden und bis zu Euren Hunden durchgeht.
Und ich freue mich so sehr, dass eure Begeisterung auch so groß war, dass ihr Eure Zeit heute für dieses Interview zur Verfügung gestellt habt.
Und ja, ich wünsche uns allen noch ganz viele weitere begeisterte Mantrailer, denen es nicht um höher, schneller, weiter, schwerer, schneller, was weiß ich geht, sondern um ein Glitzern und ein Hüpfen und eine wohlige Zufriedenheit, wenn man nach getaner Trailarbeit wieder nach Hause geht. Vielen, vielen Dank, ihr beiden.
Vielen lieben Dank für die Einladung.