Was sind Fehler beim Mantrailing – und wie Du sie als Helfer für das Training nutzen kannst
In Teil 1 dieser Serie – die ich Dir zum Verständnis dieses Artikels sehr ans Herz lege, bin ich auf Fehler, Fehlerkultur und die Definition von Mantrailing als Enrichment eingegangen.
In diesem zweiten Teil der Serie gehts jetzt um Verhalten von Hunden, das wir beim Trailen als Enrichment möglichst verhindern bzw. abbauen wollen.
Dabei möchte ich an dieser Stelle nochmals ganz klar betonen: Der Hund macht keinen Fehler! Der Hund zeigt ein Verhalten, das wir als unerwünscht definieren.
Also heißt es zu allererst herauszufinden, warum der Hund das von uns als unerwünscht erklärte Verhalten überhaupt zeigt.
Du kannst Dir diesen Artikel auch anhören:
Fehler bei Mantrailing als Enrichment: Der Hund
Welche Verhaltensweisen des Hundes sind beim Mantrailing mit Blick durch „Enrichment-Brille“ unerwünscht? Und welche Schlüsse für das Training können wir daraus ziehen?
Ich habe hier mal einige von Hunden gezeigten Verhaltensweisen aufgeführt, die beim Mantrailing als Enrichment unerwünscht – weil nicht zielführend sind (Ziel = Enrichment!).
Die von mir aufgeführten möglichen Ursachen und Lösungsansätze erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit
Bellen, motorische Unruhe vor dem Start
Gerade der Start ist eine sehr sensible und extrem wichtige Phase des Trails. Ein Hund in zu hoher Erregungslage, in der er sich nicht gut fühlt, ist sehr kontraproduktiv.
Mögliche Gründe und Lösungsansätze durch die Enrichment-Brille:
Schmerzen
Hat der Hund beim Trailen ggf. Schmerzen? Sei es durch ein unpassendes Geschirr oder durch akute oder chronische Probleme mit dem Bewegungsapparat?
- veterinärmedizinische und/oder tierphysiotherapeutische Abklärung
- Passform des Geschirres unter Zug prüfen
Rahmenbedingungen
Passen die Rahmenbedinungen für den Hund: Location, Ruhe vor dem Training?
- Rahmenbedingungen den Bedürfnissen den Hundes anpassen (z.B. durch offene Gruppen und damit freie Wahl des Trainingsortes)
- das Thema „Ruhe“ mit der Bezugsperson besprechen
- Aktivitäten am Vortag mit dem Training koordinieren
- Aktivitäten des Trailtages anpassen
Vorbereitung auf das Training
- Bedürfnis nach Bewegung ggf. schon vor dem Training erfüllen
- ggf. ein unbearbeitetes Thema mit dem Autofahren an sich im Vorfeld bearbeiten
- Ablauf der Vorbereitungen checken und erregende Momente für den Hund minimieren
- ist der Jackpot ggf. zu hochwertig und pusht den Hund zu hoch
Konnte der Hund sich Lösen
- Die Teams dazu ermuntern, vor dem Trainingsbeginn vor Ort noch eine Löse- und Erkundungsrunde mit dem Hund zu laufen
Startritual überprüfen
alle Details des gesamten Startprozederes checken und auf die Bedürfnisse des Hundes anpassen (siehe extra Blogartikel zum Startritual)
- Vorbereitung
- Ankunft
- Verhalten am Startort
- Präsentation des Geruchsartikels
- Timing
Überforderung
Ist der Hund generell mit dem Training überfordert und hat ggf. schon eine pessimistische Erwartungshaltung?
- Trainingsansatz überprüfen, ob der Hund die Aufgabe verständlich genug erklärt bekam
Ist der Hund aktuell mit der Startsituation überfordert?
- Startpunkt noch vor dem Start zu einem einfacheren Ort verlegen
- Schwierigkeitsgrad zukünftig anpassen
- Tagesaktuelle Situation des Teams bei der Aufgabenstellung berücksichtigen
Pessimistische Erwartungshaltung
- hat der Hund Frust mit dem gesamten Mantrailing Training verknüpft, dass seine Erwartungshaltung negativ färbt und daher die Erregung hochschubst?
- kann der Hund nach Erfüllung der Aufgabe seine Erregung angemessen abbauen, bevor er ins Auto kommt?
Ziel ist es, dass der Hund sowohl die notwendige Erregung für die Ausführung der Aufgabe als auch Entspannung vor dem Trail und in den Pausen dazwischen mit dem Mantrailing Training verknüpft
Hund riecht nicht gut an
Die Aufnahme des Geruchs ist essentiell für die Lösung der Aufgabe. Je stressfreier der Hund sich mit dem Geruchsträger beschäftigen kann, desto besser kann er sich das Geruchsbild einprägen und auf dem Trail abrufen.
Daher ist es wünschenswert, dass der Hund sich freiwillig und freudig mit dem Geruchsträger beschäftigt und weder Meideverhalten zeigt noch nur sehr kurz über den Geruchsträger hinwegriecht.
Mögliche Gründe und Lösungsansätze durch die Enrichment-Brille:
Art und Weise der Präsentation
Meideverhalten kann die Ursache sein. Die Art und Weise, wie dem Hund der Geruchsartikel präsentiert wird, ist entscheidend.
- von unten anreichen
- wenn in Tüte: Größe der Tüte passend zur Größe der Hundenase
- Knistern der Tüte unheimlich? Leckerchen rein!
- Vorsicht mit potentiell bedrohlicher Körperhaltung
- falls ausgeprägtes Meideverhalten gezeigt wird, die Präsentation komplett verändern. z.B. Geruchsartikel auf den Boden und Hund läuft selbst hin
Es versteht sich von selbst, dass es immer die Nase des Hundes ist, die sich freiwillig zum Geruchsartikel bewegt und nicht der Artikel dem Hund „aufgedrückt“ oder gar mit Tüte übergestülpt wird.
Fehlende oder falsche Verknüpfung
Hat der Hund die Bedeutung des Geruchsträgers überhaupt richtig verknüpft? Mögliche Fehler können sein:
- Hund sucht grundsätzlich die fehlende Person aus der Gruppe (bei Gruppen mit fester Zusammensetzung)
- Hund sucht die frischeste Spur
Bei diesen Fehlverknüpfungen der Aufgabe „braucht“ der Hund den Geruchsartikel nicht für seinen verknüpften Lösungsweg, daher widmet er dem Geruchsartikel nicht die notwendige Aufmerksamkeit.
- Hund nimmt Geruch bereits von der Außenseite der Tüte (Achtung – große Fehlerquelle, wenn Tüten bereits benutzt wurden)
- Mögliche Kontamination der Tüte durch gutes Geruchsartikel-Manangement eliminieren
Überprüfung, ob der Hund wirklich die Verknüpfung „Präsentierter Geruchsartikel –> Geruchsband dieser Person verfolgen“ gemacht hat und ggf. im Training ein paar Schritte zurück gehen und den Fokus auf der richtige Verknüpfung legen.
Siehe auch Hund läuft nicht den Trail der Zielperson
Schlechte Erfahrung oder Furcht
Zeigt der Hund Meideverhalten dem Objekt gegenüber? Liegt es an dem konkreten Objekt oder der Tüte/Glas?
Gabs vielleicht mal beim Anriechen ein Abbruch am GA, weil der das Objekt ins Maul genommen hatte?
- ggf. auf den Boden legen
- Leckerli hinzufügen
- Achtung, keinen Konflikt bei Furcht vor dem Artikel durch Locken mit Leckerli erzeugen
Sonderfall: Hund erkennt den Individualgeruch sofort
Der Hund kann den Geruchsträger sofort einer bekannten Person zuordnen, weil er diese Person z.B. im gleichen Training schon mal gesucht hat und die Info noch parat hat.
Wenn sich der Hund sonst mit dem Geruchsträger ausreichend beschäftigt, dann bin ich in dieser Situation fein damit, wenn er nur kurz drüber riecht.
Hektik oder Stress an schwierigen Stellen
Da sind die Hunde, die an Kreuzungen schnell und hektisch werden, mit großen Bewegungen am Ende der Leine hüpfen… und es gibt die Hunde, die ihre getroffene Richtungs-Entscheidung dennoch nicht umsetzen und deutlich Anzeichen eines inneren Konfliktes zeigen.
Mögliche Gründe und Lösungsansätze durch die Enrichment-Brille:
Geruchsjagen statt Trailen auf dem Geruchsband
In Teil 1 habe ich ja bereits geschrieben, dass ich das Trailen auf dem Geruchsband (Trailen auf der schweren Spur) bevorzuge und so trainiere.
Mit dem Trailen auf dem Geruchsband fördere ich:
- kleinräumige fokussierte Bewegung, die auch im öffentlichen Raum und im Strassenverkehr gefahrlos durchgeführt werden kann, ohne ständig Frust durch die Begrenzung der Leine zu erzeugen
- kontinuierliche Bestätigung durch den Individualgeruch auf dem Geruchsband (und damit bedürfniserfüllendes Finden statt erregungsteigerndes Suchen)
Diese Vorteile entfallen beim Geruchsjagen.
Konflikt aufgrund fehlender Sicherheit
„Ich sag doch meinem Spinone nicht, wie er seine Nase einzusetzen hat!“
Das ist ein Zitat einer Trainerkollegin, als ich sie zum ersten Mal mit dem Ansatz des Trailens auf dem Geruchsband bekannt gemacht habe. Sie ließ sich damals dennoch auf das Experiment ein und ist inzwischen sehr dankbar dafür.
Denn die Umstellung auf das Trailen auf dem Geruchsband hat diesem Hund eine enorme Sicherheit gegeben. Er hat jetzt eine klar definierte Aufgabe und einen einfachen Lösungsansatz, der ihm mit Sicherheit Erfolg beschert. So kann er auch in kniffligen Situationen seine Eintscheidung sicher umsetzen.
Während der Umstellung auf diesen Ansatz (bzw. beim Erlernen) machen wir es im Training dem Hund möglichst leicht, das erwünschte Verhalten zu zeigen. Das bedeutet auch, dass wir es ihm leicht machen, eine getroffene falsche Richtungsentscheidung zu revidieren – also die Richtung zu wechseln.
Erst wenn ein Hund diesen Lösungsansatz gut verinnerlicht hat, bringen wir ihn in wissend (!) in eine Situation, in der das erwünschte Verhalten nicht mehr ganz so leicht auszuführen ist und verstärken dann das gezeigte erwünschte Verhalten sofort.
Wir bringen den Hund also erst dann in den Konflikt, sich gegen die Bewegungsrichtung seines Menschen durchzusetzen, wenn wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er es auch schaffen wird und können sein Verhalten auch sofort verstärken. Das macht die Hunde mental stark und sicher auf dem Trail.
Für mich ist diese nachgewiesene mentale Stärke des Hundes (zusammen mit bestimmten Fertigkeiten des Menschen) tatsächlich auch die Voraussetzung, um blind oder double blind zu laufen.
Hund läuft nicht den Trail der Zielperson
Allein die Tatsache, dass der Hund bei der Zielperson ankommt, heißt leider nicht, dass er die Aufgabe vollends verstanden und die Verknüpfung mit dem präsentierten Geruchsartikel auch gemacht hat.
Hier kann eine fehlende oder falsche Verknüpfung mit dem Geruchsträger verantwortlich sein. (Siehe auch Hund riecht nicht gut an)
Das herauszufinden erfordert gezielte Aufgabenstellungen beim Traillegen.
Mögliche Gründe und Lösungsansätze durch die Enrichment-Brille:
Hund verfolgt die frischeste Spur
Durch das Legen einer frischeren Verleitspur kann ich feststellen, ob der Hund wirklich die Person sucht, deren Individualgeruch er sich über den Geruchartikel eingeprägt hat.
Wenn bei diesem Überprüfungstrail der Hund dann die frischeste Spur verfolgen möchte und nicht den Trail der „Person in der Tüte“, wird das an der Stelle verhindert. Das ist dann ein klassischer Trainingsfehler, bei dem der Hund eine andere Lösung verknüpft hat, als wir wollten. Solange das nicht überprüft wird, fällt diese Fehlverknüpfung nicht zwingend auf, wenn im Training der zu verfolgende Trail häufig auch der frischeste ist.
- Dem Hund künftig bewusst Verleitspuren über den gelegten Trail legen lassen und nur das Verfolgen des Geruchsbandes der Zielperson zulassen und damit zum (dann auch möglichst baldigen) Erfolg führen.
Hund verfolgt eine stark positiv verknüpfte Spur ohne Abgleich mit dem Geruchsartikel
Wenn immer in festen Gruppen – also mit immer der gleichen Zusammenstellung der Personen – getrailt wird, dann kann sich dieser Fehler einschleichen. Der Hund kann über Ausschluss der restlichen Personen häufig schon erkennen, wer in der Gruppe fehlt und arbeitet dann dessen Trail aus. Das ist im Prinzip zwar eine richtige Ausführung – aber kein echtes Match to sample mit dem Geruchsträger! Häufig ist das damit gekoppelt, dass der Hund auch nicht wirklich am Geruchsträger anriecht (siehe oben)
Dieser Hund könnte dann Probleme bekommen, wenn er den Trail einer ihm unbekannten Person ausarbeiten soll, insbesondere, wenn Trails der bekannten Teilnehmer*innen der Gruppe genauso frisch vorhanden sind.
- immer wieder auch fremde Zielpersonen in die Gruppe einbeziehen und solche Trails legen, an denen der Hund sich erkennbar entscheiden muss, welche Spur er verfolgt
Hund verfolgt die Trainer*innen Spur
Auch hier auch löst der Hund seine Aufgabe eigentlich sehr clever (und macht natürlich keinen Fehler), wenn er auch die Trainer*innen Spur miteinbezieht. Was wir dem Hund vermitteln dürfen ist: Wenn Du entscheiden musst, ob Trainer*innen-Spur oder Zielpersonenspur, dann nimm die Zielpersonenspur.
Wenn sich der Hund nur an der Trainer*innenspur orientiert, ist das wieder ein klassischer Trainingsfehler, der beim Trailen auf dem Geruchsband dem sicheren Wissen des Trailverlaufs geschuldet ist.
Diese Fehlverknüpfung lässt sich über entsprechende Überprüfungs-Trainingstrails herausfinden.
- Immer wieder Trails so legen, dass das sichere Wissen über den Trailverlauf immer noch gegeben ist, jedoch die Trainer*innen-Spur nicht deckungsgleich mit dem Trail ist.
- Trainer*in geht nicht bis zum Endpunkt mit
- Trainer*in geht bereits am Startpunkt in eine andere Richtung
Hund sucht mit dem Auge nach der Zielperson
Das Suchen mit dem Auge, auch „Spekulieren“ genannt, bedeutet, dass der Hund zu Personen hinläuft, die sich meist in typischen Auffindepositionen befinden, um sie „abzuchecken“. Der Einsatz des Sehsinnes zum Auffinden der Zielperson ist nur dann unerwünscht, wenn der Hund dafür das Geruchsband verlässt!
Mögliche Gründe und Lösungsansätze durch die Enrichment-Brille:
Solange der Hund nicht verinnerlicht hat, dass sich die Zielpersonen IMMER auf dem Geruchsband befinden, versuchen sie manchmal, andere Personen abzuchecken. Unerwünscht im Sinne der Aufgabe ist es jedoch, wenn der Hund dafür das Geruchsband verlässt und Menschen in „typischen Opferbildern oder Locations“ ansteuert.
- Verleitpersonen auf dem Trail einbauen, die weit vom Geruchband weg sind und das Verlassen des Geruchsbandes verhindern
- Verleitpersonen auf dem Geruchsband dürfen höflich abgecheckt werden, die Aufgabe wird dann vom Hund fortgesetzt
- variiere die Auffindepositionen, so dass der Hund sich gar keine „typsichen Opferbilder“ angewöhnt
ACHTUNG: Wenn ein Hund zum Trailen kommt, der im Alltag Probleme bei der Annäherung an Fremde hat, dann bitte Verleitpersonen sehr gezielt und mit der entsprechenden Sicherheit für Hund und Menschen einsetzen.
Eine freundliche Annäherung an einen Menschen, die Ziel im Alltagstraining ist, wird im Rahmen des Trails natürlich zugelassen – auch abseits des Geruchsbandes! Der Erfolg bei Herausforderungen des Alltags ist wichtiger als die Einhaltung einer Regel beim Trail!
Hund nimmt die Belohnung am Ende nicht
Wenn der Hund motiviert sucht, am Ende aber den Jackpot nicht annimmt, gilt es wieder mal herausfzufinden, warum er das nicht tut. Ich lasse das in meinem Training nicht ungeklärt so auf sich beruhen, denn das Trailen wurde als festes Versprechen auf etwas Tolles aufgebaut. Dieses Versprechen sollte dann auch eingehalten werden!
Mögliche Gründe und Lösungsansätze durch die Enrichment-Brille:
Jackpot selbst
Der Grund kann am Jackpot selbst liegen: Der Hund mag das angebotene Futter nicht oder die Wertigkeit ist geringer als eine Belohnung durch Erkundungsverhalten am Zielort:
- Sehr gut bewährt hat sich ein „Buffet“ an Futter als Jackpot, so dass sich der Hund die Wahl hat (und dann häufig auch alles frisst)
- Wenn der Hund das angebotene Futter normalerweise auch beim Trailen frisst, dann heißt es: Ursachenforschung! Liegts an der Gesundheit des Hundes oder an den Rahmenbedingungen des Trails?
Überforderung
Wenn der Hund am Ende des Trails das Futter nicht nehmen kann, und seine Körpersprache Unbehagen ausdrückt, dann könnte entweder der Trail insgesamt oder die Umweltbedingungen am Zielort überfordernd (gewesen) sein.
- Rahmenbedingungen besser an den Hund anpassen (kleinschrittige, nicht lineare Steigerung der Herausforderungen)
- Mit dem Hund und der Zielperson zur Jackpotübergabe einen ruhigeren Ort aufsuchen
Meideverhalten bei der Zielperson
Gerade weil Mantrailing als Enrichment so wunderbar geeignet ist, Hunde mit Menschen positive Erfahrungen machen zu lassen, ist es wichtig, das Szenario mit der Zielperson genau auf die aktuellen Bedürfnisse des Hundes anzupassen. Es soll nicht dazu kommen, dass der Hund in einen Motivationskonflikt gerät, weil er den Jackpot haben möchte, aber sich nicht so nah zur Zielperson hintraut.
- Abstand und Bereitstellung des Jackpots genau auf den Hund abstimmen. Kleinschrittig arbeiten und Konflikt vermeiden. Fütterung durch die Bezugsperson ist eine gute Alternative für den Beginn
- bei der Auswahl der Zielpersonen auch immer wieder solche wählen, die dem Hund leicht fallen (allerdings NIEMALS die Bezugsperson selbst als Zielperson einsetzen!)
Probleme beim Anzeigeverhalten
Probleme beim vom Menschen erwünschten Anzeigeverhalten sind in der Regel auf einen Motivationskonflikt zurückzuführen. Damit haben wir eine völlig unnötige Frustfalle am Ende einer langanhaltenden einzigartigen Arbeit des Hundes, nach tausend Momenten gut gelöster Aufgabe… und dann verwehren wir die Belohnung, weil der Hund nicht das erwünschte Anzeigeverhalten zeigt? Nope – nicht bei mir.
Das von mir bevorzuzgte Anzeigeverhalten ist eines, das der Hund in der Situation immer und ohne Konflikt zeigen kann. Das Kriterium für mich ist die Erkennbarkeit für die Bezugsperson.
Mögliche Gründe und Lösungsansätze durch die Enrichment-Brille:
Unpassendes Anzeigeverhalten ausgewählt
Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen – ich bin kein Fan vom „Sitz“ als Anzeigeverhalten bei der Zielperson. Noch weniger von „Verbellen“ oder „Platz“.
Erkennbar muss es sein – und möglichst auch akzeptabel für die Zielperson – oder zumindest mit Vorankündigung.
Ich möchte keinesfalls, dass der Hund in eine Körperposition gezwungen wird, die er gerade nicht leisten kann. Der noch unsichere Hund wird sich vielleicht nicht setzen wollen – und der hoch erregte Hund kann sich vielleicht nicht setzen. Der Untergrund ist vielleicht so beschaffen, dass der Hund sich aktuell nicht setzen mag (zu nass, zu kalt, zu unangenehm). Wenn das jeweils verlangt werden würde, wäre das sehr frustrierend für den Hund. Und Frust am Ende des Trails ist nicht der erstrebte emotionale Zustand.
- ein vertretbares Anzeigeverhalten aufbauen, das der Hund auch möglichst immer leisten kann.
- Das Timing der Jackpotpräsentation mit der Zielpersonen genau absprechen!!
Negative Erwartungshaltung beim oder nach dem Ende des Trails
Diesen wirklich traurigen Grund habe ich leider selbst erfahren: Calimero brach den Trail kurz vor der Zielperson ab und zeigt nicht mehr an, weil er die Erfahrung gemacht hatte, dass dann „Schluss mit Lustig“ war (Was für mich damals der Grund zur Beendigung des Trainings dort war).
Wenn also der Hund mit dem Ende Trails eine negative Erwartunghaltung verknüpft hat, kann das dazu führen, dass er dieses Ende zu vermeiden versucht.
- Der Rückweg nach dem Ende des Trails ist für die Bedürfniserfüllung des Hundes da: Erregungskurve runterfahren, Erkundungsverhalten ausleben, an auf dem Trail ausgelassenen spannenden Ecken schnuppern, in eigenem Tempo laufen
- plane die Reihenfolge der Trails nach Möglichkeit immer so, dass die Person, die gerade getrailt hat, im nächsten Trail nicht die Zielperson ist. So entsteht kein Zeitdruck
Fremdschnuppern
Im Teil 1 dieser Serie habe ich ja bereits mehrere Gründe und Lösungsmöglichkeiten erwähnt (Meideverhalten, Überforderung, zu geringe Motivation, deeskalierendes Verhalten mit Artgenossen), die ich hier nicht nochmal wiederhole. Es gibt über die genannten aber noch einen weitereren, nicht unerheblichen Grund.
Weiterer Grund und Lösungsansatz durch die Enrichment-Brille:
Der Hund hat zu Beginn beim Antrailen nicht gelernt, dass ein zielstrebiges Verfolgen des Geruchsbandes lohnenswert ist. Sprich – der Hund hat sich von Anfang an schnüffelnd und mit der Umwelt aktiv beschäftigt die Aufgabe begonnen. Er hat sich das angewöhnt.
Daher bevorzuge ich beim Antrailen den Weg, dass der Hund von Anfang an motiviert zur Zielperson läuft. Mit „Motiviert“ meine ich ausdrücklich nicht hochgepusht oder durch negative Strafe frustriert! Sondern im Flow mit positiver Erwartungshaltung und Freude beim Ankommen (nicht Erleichterung).
Fazit
Über die genannten Punkte hinaus kann auch eine tief verwurzelte unpassende Erwartungshaltung des Menschen an seinen Hund dessen Verhalten als Fehler erscheinen lassen. Da sind wir Trainer*innen gefragt, der Bezugsperson zu vermitteln, dass der Hund diese Anforderungen (noch) nicht leisten kann.
Nahezu alle aufgeführten unerwünschten Verhaltensweisen von Hunden sehe ich als Trainingsfehler an. Es ist nicht der Hund, der den Fehler macht, sondern etwas in der Gesamtheit des Trainings passt für diesen Hund nicht.
Sei es eine unpassende Vorbereitung, Probleme mit dem Gesundheitszustand, unpassend gewählte Abläufe oder unpassende Definition oder Vermittlung der Suchaufgabe.
Beim Trailen als Enrichment ist der Blick bereits vor den Zeitpunkt des eigentlichen Trainings bis zum Ende des Trainings zu werfen, um Störfaktoren zu finden und zu beseitigen oder minimieren.
Das Trailen auf dem Geruchsband ermöglicht es, die meisten dieser Fehler zu verhindern, weswegen es der Ansatz meiner Wahl für das Mantrailing als Enrichment ist.
Der dritte Teil dieser Serie wird sich mit den Fehlern des Menschen im Training beschäftigen – der trailenden Bezugsperson – und auch der begleitenden Gruppe.
Möchtest Du mehr darüber erfahren, wie die diese Trainingsfehler erkennen und verhindern kannst? In meinem Live Online Workshop „Die Kunst des Flankens“ am 7. Januar 25 gehe ich intensiv auf die Betreuung der Menschen während des gesamten Trainings ein – und wie der Trainingsansatz den Teams vermittelt werden kann.
Mit Mantrailing als Enrichment das Glitzern in die Augen der Hunde und Menschen (zurück) bringen!
Astrid Sperlich