Eines meiner schlimmsten Erlebnisse mit Calimero war die Teilnahme an einem Tagesseminar zum Longieren, bei dem eine läufige Hündin dabei war – ich es aber nicht wusste. Calimero war damals gerade in der einsetzenden Geschlechtsreife und er war in diesem Seminar völlig außer Rand und Band.
Die Trainerin vermittelte mir damals, dass sein Verhalten komplett auf mein Versagen in der Hundeerziehung zurückzuführen sei. „Wenn Du so [freundlich dem Hund gegenüber] weitermachst, wird das in einer Katastrophe für Euch enden“.
Dass eine läufige Hündin anwesend und vor ihm auf dem Longierzirkel war, hatte sie mir nicht mitgeteilt. Das erfuhr ich erst später.
Dieses Erlebnis hat letztlich auch dazu beigetragen, dass ich selbst eine Ausbildung zur Hundetrainerin gemacht habe. Mit meinem heutigen Wissen wäre ich mit jener Situation und Calimeros Verhalten ganz anders umgegangen.
Du kannst Dir diese Folge auch anhören:
Läufige Hündinnen allgemein im Gruppentraining
Aufgrund meiner eigenen schlechten Erfahrung ist mir Transparenz im Umgang mit der Anwesenheit einer läufigen Hündin enorm wichtig.
Läufige Hündinnen stellen sicherlich ein großes Ablenkungs- und Stresspotential für Rüden im Gruppentraining dar. Mit dieser Herausforderung kannst Du als Trainer*in in meinen Augen grundsätzlich auf diese 3 Arten umgehen:
- Du schließt läufige Hündinnen generell vom Training in Gruppen aus
- Du läßt die Hündinnen teilnehmen, und überlässt es den Bezugspersonen der betroffenen Rüden, ob sie teilnehmen (natürlich musst Du dann bereits im Vorfeld darüber informieren!)
- Du kannst das Gruppentraining so organisieren, dass alle mit der Herausforderung gut umgehen und somit teilnehmen können.
Wie ist das konkret beim Mantrailing Training?
Beim Mantrailing Training haben wir ja andere Rahmenbedingungen als in den üblichen Gruppenangeboten. Das macht uns die Integration von läufigen Hündinnen deutlich leichter:
- die Hunde kommen einzeln dran
- es gibt keinen direkten Kontakt
- das Training kann auch so geplant werden, dass es nicht zu Überschneidungen der Strecken kommt
- der gelaufene Weg der läufigen Hündin kann ganz gezielt ins Training für andere Hunde eingebaut werden. Dabei gibts in meinen Augen allerdings ein paar Regeln zu beachten.
Bei mir dürfen läufige Hündinnen am Training grundsätzlich teilnehmen – allerdings nur, wenn es der Hündin in der Situation auch gut geht und das Trailen für sie eine Bereicherung und keine Belastung darstellt. Dieser Grundsatz gilt in meinem Training generell – also auch für andere Ausnahmesituationen oder akuten Phasen.
Ob Trailen für die läufige Hündin eine Bereicherung ist, zeigt sich auch manchmal erst kurzfristig. Viele Hündinnen trailen allerdings durchaus gerne – egal in welcher Phase der Läufigkeit.
Die Trailplanung
Der Einsatz der Bezugsperson einer läufigen Hündin als Zielperson hat bisher nie zu einem veränderten Suchverhalten des trailenden Hundes geführt. Ich war da anfangs durchaus skeptisch.
Bitte jedoch die Bezugspersonen läufiger Hündinnen, ihr Auto etwas abseits vom Treffpunkt abzustellen. So kannst Du den Ausgangspunkt für die Trails der restlichen Gruppe stressarm halten.
Der Trail für die läufige Hündin selbst
Da ich die Reihenfolge meiner Teams in Training grundsätzlich fix vorplane, kann ich die läufige Hündin sehr gut in die Stunde integrieren.
Den Hündinnen selbst lege ich einen ihrem Ausbildungsstand angemessenen eher leichten Trail. Sie bekommen keine neuen oder besonders schwierigen Aufgaben. Je nach Ausarbeiten des ersten Trails, steigere oder senke ich für den zweiten Trail der Hündin den Schwierigkeitsgrad.
Meiden des Weges der läufigen Hündin
Wenn ich die Laufstrecke der Hündin für die anderen Hunde meiden möchte, dann startet die Hündin in den beiden Durchläufen immer als letztes.
Hier muss ich allerdings die Bezugspersonen der läufigen Hündinnen vor Beginn des Trainings fragen, wo sie seit Ankunft bereits mit der Hündin gelaufen sind.
Mit diesem Wissen kann ich die Trails für die anderen Hunde so legen, dass es keine Überschneidungen der Wegstrecken gibt. Dabei muss auch der Rückweg der läufigen Hündin nach dem Trail berücksichtigt bzw. auch geplant werden.
Für den zweiten Durchlauf der anderen Hunde lege ich die Trails dann auch jenseits des ersten Trails der Hündin.
Einbeziehen des Weges der läufigen Hündin
Wenn ich den Weg der Hündin aktiv in die Planung einbeziehen möchte, dann gilt für mich, dass nur Rüden, bei denen sowohl die Bezugsperson als auch ich diese Herausforderung für aktuell machbar halten, diese Aufgabe gestellt bekommen.
Für den Trailverlauf gilt bei mir:
- die Zielperson kreuzt den Weg der läufigen Hündin
- die Zielperson läuft ein kurzes Stück in der entgegengesetzten Laufrichtung auf dem Weg der läufigen Hündin
- in beiden Fällen ist der Weg zur Zielperson nach dieser Herausforderung nur noch kurz, damit eine schnelle Bestätigung für das erwünschte Verhalten erfolgen kann.
Exemplarische Trailskizzen
Quelle Kartenmaterial Screenshot OpenStreetMaps
Die rote Strecke ist der gelaufene Weg der läufigen Hündin. Die Pfeile geben die Laufrichtung an. Die grüne Strecke ist der Trailverlauf für den Hund, der mit dem Weg der läufigen Hündin bewusst konfrontiert werden soll.
Weg der läufigen Hündin wird gekreuzt, das Ende des Trails ist kurz nach dieser Herausforderung.
Es wird ein Teilstück des Weges der läufigen Hündin entgegen deren Laufrichtung getrailt. Das Ziel ist auch da sehr nah.
Zusammenfassung
Bei einer transparenten Kommunikation kann die Teilnahme der läufigen Hündin beim Mantrailing ermöglicht werden. Wichtig ist, dass es auch für die betroffene Hündin dem Enrichmentgedanken entgegenkommt und keine Belastung darstellt.
Der gelaufene Weg der betroffenen Hündin kann im Training für die weiteren Hunde gemieden oder auch aktiv eingebunden werden.
Wäge gut ab, welchem Rüden Du diese Herausforderung stellen möchtest. Durch einen cleveren Trailverlauf kannst Du den Grad der Herausforderung variieren.
Wie hältst Du es mit der Teilnahme von läufigen Hündinnen im Mantrailing Training? Ich bin gespannt – schreibe gerne einen Kommentar unter diesem Artikel!
Eine Antwort
Hallo Astrid,
vielen Dank für deinen ausführlichen und gut strukturierten Artikel über die Teilnahme von läufigen Hündinnen am Mantrailing-Training. Deine Praxis-Tipps und die klare Darstellung der Herausforderungen und Lösungen sind sehr hilfreich. Besonders schätze ich deine Transparenz und den respektvollen Umgang mit den Hunden und ihren Bedürfnissen. Dein Ansatz, individuelle Lösungen zu finden, zeigt viel Einfühlungsvermögen und Fachwissen.
Viele Grüße,
Robert