Mantrailing für besondere Teams

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Mein Artikel, der in der Sitz Platz Fuss, Ausgabe 50 vom Januar 2023 erschienen ist.

Mantrailing bietet Hunden eine Chance uns eindrücklich zu zeigen, dass sie wahre Helden sind. Auch jene Hunde, deren Menschen es mit ihnen im Alltag nicht immer leicht haben. Damit insbesondere diese Teams beim Trailen über sich hinauswachsen können, müssen Trainingsaufbau und -durchführung besondere Anforderungen erfüllen.

 

 

Wenn „Dobby“ beim Trailen auf dem Fußweg einfach weiter geradeaus läuft, obwohl ein Fahrradfahrer an ihm vorbeifährt oder „Tara“ sich auf einen ihr fremden Menschen ohne Hemmung zubewegt, scheint das auf den ersten Blick nichts Besonderes zu sein. Auf den zweiten Blick ist das für diese beiden Hunde sehr wohl etwas Besonderes! Denn beim Spazierengehen bellt Dobby Fahrradfahrer an, die zu nah an ihm vorbeifahren – und Tara wollte lange Zeit lieber weit weg von Menschen als nah zu ihnen hin. Oft sind es die nach außen unspektakulären Szenen, die uns beim Mantrailing-Training sehr berühren, die ein Glitzern in unsere Augen bringen.

Mantrailing ist eine spezielle Form der Nasenarbeit, die aus dem Rettungs- und Polizeiwesen kommt. Der Mantrailer – oder auch Personensuchhund genannt – wird eingesetzt, um vermisste Personen zu finden, Täter aufzuspüren oder Aussagen zu überprüfen. Dabei wird dem Hund ein Geruchsgegenstand präsentiert, der den Individualgeruch der zu suchenden Person trägt. Die Aufgabe des Hundes besteht darin, seinen Hundeführer zu der gesuchten Person zu bringen, oder im Falle der Überprüfung einer Aussage, den Weg zu zeigen, den eine bestimmte Person zurückgelegt hat. Der Mensch macht sich die faszinierende Fähigkeit des Hundes zu Nutze, eine Person anhand ihres Individualgeruches finden zu können.

Neben diesem ursprünglichen Zweck im Rettungs- und Polizeiweisen hat Mantrailing jedoch im großen Stil Einzug in Hundeschulen und Vereine gehalten: Als Beschäftigung für unsere Hunde, bei der sie ihre Nase einsetzen können. Dabei unterscheiden sich die vielfältigen Mantrailing Angebote sehr durch den gesetzten Schwerpunkt. Trailen kann unter bestimmten Voraussetzungen jene Bedürfnisse von Hunden und ihren Menschen erfüllen, welche im Alltag zu kurz kommen. Kurzum: Mantrailing kann gezielt als Enrichment Maßnahme eingesetzt werden. Und davon profitieren am meisten die „besonderen Teams“.

Mantrailing kann Helden erschaffen

„Mantrailing kann Helden erschaffen“. Es ist immer ein sehr berührender Augenblick, wenn gerade Hunde, mit denen das Zusammenleben oft anstrengend ist, die ihnen gestellte Aufgabe lösen. Die Menschen sind begeistert, was ihr Hund kann, ja was für ein Superheld in ihrem Hund steckt. Das sind die „Glitzer-Momente“: Wenn Mensch und Hund emotional erfüllt, also mit einem Glitzern in den Augen wieder zurück gehen.

Gerade die Menschen, deren Hunde im Zusammenleben viel Aufmerksamkeit und Management bedürfen, verlieren vor lauter Baustellen oft den Blick auf die wundervollen Eigenschaften ihres Hundes.

Beispiel „Ben“: Er hat einmal einen fremden Menschen mit seinen Zähnen erheblich verletzt. Ben und seine Menschen werden von einer wunderbaren Kollegin im Einzeltraining bestens betreut und sie machen großartige Fortschritte. Dieser Vorfall ist jedoch auch für die Familienangehörigen eine große Belastung, denn der Alltag mit Ben ist nicht mehr unbefangen. Das Leben mit einem Hund, der einen Menschen verletzt hat, ist erst einmal eingeschränkt. Und von diesen Einschränkungen sind alle Familienmitglieder betroffen.

Das zusätzliche Mantrailing-Training ermöglicht einen heilsamen Perspektivenwechsel. Ben kann inzwischen anhand eines Geruchsartikels seinen Menschen zielstrebig und sehr präzise zu der dazugehörigen Person bringen. Und wenn Ben nun diese heldenhafte Tat vollbringt, dann bewirkt das sehr viel bei seinen Menschen: Sie sind stolz und glücklich und fassen wieder ein Stück weit mehr Vertrauen! Ein gewichtiger Gegenpart zu den Gefühlen im Alltag. Werkzeuge wie z. B. das Pausen-Training können auch beim Trailen geübt und dann leichter im Alltag abgerufen werden. Neben der Bedürfniserfüllung, die Ben durch das erfolgreiche Ausarbeiten des Trails erfährt, spürt er die Freude seiner Menschen. Team Ben geht nach einem Trail deutlich entspannter zurück zum Auto: Mit glitzernden Augen.

Das Training ist in Kooperation mit Bens Trainerin gut vorbereitet und kleinschrittig aufgebaut worden. Ben trägt beim Trailen einen Maulkorb, dessen Passform diese Nasenarbeit problemlos ermöglicht. Als Ben sich das erste Mal freudig einem völlig fremden Menschen annäherte, war das für seine Familie einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Dieser Perspektivenwechsel, den Held in seinem Hund zu erleben, macht es allen Beteiligten leichter, wieder Freude mit dem Hund zu haben, am Training dranzubleiben und gemeinsam weiter Fortschritte zu erzielen.

Sorgfältig gewählte Rahmenbedingungen

Es kommt jedoch sehr darauf an, wie das Mantrailing-Training aufgebaut und durchgeführt wird, damit positive Entwicklungen auch wirklich möglich sind. Generell hat Sucharbeit dann das größte Potenzial an Bedürfniserfüllung für den Hund, wenn sie mit Erfolgsgarantie, ohne Leine und ohne Regeln durchgeführt werden kann. Beim Mantrailing hingegen ist der Hund angeleint und die Suchaufgabe genau definiert. Deswegen müssen im Gegenzug die Trainingsphilosophie, die Trainingsatmosphäre, der Umgang mit dem Hund und die Rahmenbedingungen viel Raum und Zeit für eine gewünschte Entwicklung bieten:

  • Schwierigere Umgebungen werden kleinschrittig erobert. Das geht optimal, wenn die einzelnen Trainingstermine nach passender Location für den Hund aus dem Angebot gewählt werden können.
  • Die gestellten Aufgaben werden immer so aufgebaut, dass die Teams sie schaffen können und Erfolg haben werden: Wird z. B. die Umgebung schwieriger, dann wird der Trailverlauf dafür einfacher und kürzer. Jeder Hund absolviert einen individuell angepassten Trail.
  • Die Körpersprache des Hundes auf dem Trail wird von den Trainer*innen beschrieben und anschließend mit der Umwelt und dem Trail in Zusammenhang gebracht. So lernen nicht nur die aktiv Trailenden, sondern auch die begleitendenden Teams sehr viel über die Körpersprache und Trailverhalten der Hunde auf dem Trail.
  • Die Ziel- und Begleitpersonen können nach Anleitung ihr Verhalten so den Bedürfnissen der Hunde anpassen, dass optimale Lernerfolge zu erreichen sind. Insbesondere offene Trainingsgruppen, also mit wechselnder Zusammensetzung der Teilnehmer*innen, sind die besten Voraussetzungen für eine Generalisierung des Gelernten.
  • Auf dem Rückweg erhalten die Hunde immer Zeit und Raum, ausführliches Erkundungsverhalten zeigen zu können: Sie haben damit die Möglichkeit, eine eventuell hohe Erregungslage wieder zu verringern, bevor sie ins Auto steigen.
  • Damit der Zeitaufwand des gesamten Trainings in einem möglichst guten Verhältnis zur tatsächlichen Bedürfniserfüllung und Lernerfolgen für Mensch und Hund steht, wird in kleinen Gruppen trainiert
  • Last but not least wird größter Wert auf einen sorgfältigen Umgang mit dem Geruchsartikel gelegt, denn er ist die einzige Verbindung zwischen Hundenase und Zielperson.

Verbesserung der Lebensqualität für Nelly

Die Husky Hündin „Nelly“ war 8 Jahre alt, als sie Teil meiner Familie wurde. Sie fürchtete sich vor fremden Menschen – insbesondere Männern. Ihre Strategie beim Auftauchen von Menschen war panikartige Flucht; und wenn das unmöglich war, dann das Erstarren in Bewegungslosigkeit. Urbane Umgebungen überforderten sie sehr schnell, kannte sie bis dahin ja nur ihren Zwinger, den sie sich mit weiteren Huskys geteilt hatte. Ich habe sie von Anfang an zu jedem Mantrailing-Training, zu dem ich mit meinem Calimero gefahren bin, mitgenommen. Sie konnte nach dem Austeigen aus dem Auto entscheiden, ob und wie weit sie sich der Gruppe der Teilnehmer*innen nähern wollte. An dem Tag, an dem sie bereit war, sich die besten Leckereien von den Teilnehmer*innen zu holen, haben wir mit dem eigentlichen Mantrailing-Training angefangen.

Nelly verstand die Aufgabe sehr schnell und hatte große Freude am Trailen. Auf dem Trail konnte sie sich ungehemmt in Umgebungen bewegen, die im Alltag noch schwer waren. Sie bewegte sich immer entspannter in der Umwelt, hatte weniger Stress mit fremden Menschen. Sie wurde beim Trailen sogar so mutig, dass sie Zielpersonen, die sich von ihr wegbewegten, richtiggehend ausgebremst hat: Sie hat sie überholt, sich ihnen vor die Füße gesetzt und sie mit freudiger Erwartung auf ihren Jackpot angesehen. Parallel dazu zeigte sich eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität auch außerhalb des Trainingssettings. Fremde Menschen verloren zunehmend ihren Schrecken – ja, sie wurden eine potenzielle Quelle von Gutem! Nur ihre Hände mussten die Fremden zeitlebens bitte bei sich behalten.

Es gab für Nelly beim Trailen aber auch vereinzelt Situationen, die für sie zu „gruselig“ waren – dann hat sie den Trail verlassen, nahm ihn aber selbständig wieder auf, sobald die Situation für sie wieder ok war. Sie wurde nie in Situationen gezwungen, für die sie nicht bereit war. Wenn sie aufgrund der Umgebung Hilfe brauchte, dann bekam sie die natürlich: Und mit „Hilfe“ meine ich, dass wir Nelly geholfen haben, wieder in die Lage zu kommen, selbst die Entscheidung über den Trailverlauf treffen zu können. Denn der Trailverlauf spielt eine entscheidende Rolle beim Mantrailing.

Erfolgversprechend definierte Suchaufgabe

Das Herzstück der Trainingsphilosophie ist für mich das sogenannte „Trailen auf dem Geruchsband“. Bei dieser Such-Definition lautet also die Aufgabe des Hundes nicht „Finde die Zielperson, egal wie“, sondern „Bleibe auf dem Geruchsband und verfolge den Trailverlauf bis zur Zielperson/ bis zum Ende“. Entwickelt wurde dieser Trainingsansatz, um bei Realeinsätzen bessere Ergebnisse zu erzielen – mit überzeugendem Erfolg. Wir geben dem Hund hierbei eine Strategie vor, die ihn zuverlässig zu seinem Ziel und damit zu seiner Belohnung führt.

Die Vorgabe dieser Strategie und der Umstand, dass wir auf öffentlichem Raum trailen, stellt nicht unerhebliche Einschränkungen dar. Daher ist es für einen positiven Effekt besonders wichtig, dass dem Hund wenigstens auf dem Trail so viel Entscheidungsfreiheit wie möglich eingeräumt wird. Innerhalb dieser Aufgabenstellung gilt auf dem Trail:

  • Er kann bei sich selbst kreuzendem Trailverlauf (z.B. Backtrail oder beim P-förmigen Verlauf des Trails) seinen eigenen Suchstil entwickeln: Entweder folgt er dem Verlauf komplett chronologisch oder er switcht auf den frischeren Trail der Zielperson.

  • Unter Berücksichtigung der Sicherheit des Teams gibt der Hund das Tempo vor. Er wird nicht angetrieben.

  • Es gibt keine Vorgabe für die Kopfhaltung.

  • Selbstverständlich kann deeskalierendes Verhalten oder Meideverhalten als Reaktion auf die Umwelt gezeigt werden.

Die genau definierte Aufgabe hat den positiven Effekt, dass der Hund zu jeder Zeit des Trails in der Lage ist, erkennen zu können, ob er auf dem erfolgversprechenden Weg ist oder nicht. Man erhält beim Trailen auf dem Geruchsband auch eine sehr präzise „Negativ-Arbeit“ der Suchhunde – also die Anzeige, wenn der Trail endet oder kein zum präsentierten Geruchsartikel passender Trail vorhanden ist. Diese Informationen sind im Ernstfall ausgesprochen wertvoll. Es ist jedes Mal wieder zutiefst beeindruckend, wie präzise die Hunde uns durch ihre Körpersprache mitteilen, wenn der Trail endet. Selbstverständlich bekommen die Hunde für das Anzeigen des Trailendes (sog. Negativende) bzw. des nicht vorhandenen Trails (sog. Negativabgang) den gleichen Jackpot, den sie sonst auch beim Finden der Zielperson bekommen.

Deshalb ist auch bei der Suchaufgabe „Bleibe auf dem Geruchsband und verfolge den Trailverlauf bis zur Zielperson / bis zum Ende“ die Einführung der Negativ-Arbeit für einen Hund im ausreichend fortgeschrittenen Ausbildungsstand nicht frustrierend: Das geformte Anzeigeverhalten bietet dem Hund eine Lösungsstrategie. Die Negativarbeit ist beim Trailen auf dem Geruchsband eine für den Hund erfolgreich zu lösende Aufgabe (im Gegensatz zur Aufgabenstellung, die Zielperson zu finden, egal wie). Und weil man es nicht oft genug wiederholen kann: Ja, sie bekommen dafür den üblichen Jackpot.

Dass Mantrailing-Training im öffentlichen Raum und damit im realen Leben stattfindet, ist trotz der Herausforderung bezüglich der Einschränkungen der Freiheit, gleichzeitig aber auch eine große Chance. Eine Chance deswegen, weil das Team da, wo es im Alltag unterwegs ist, gute Erfahrungen machen kann und Erfolge feiert. Der Hund sammelt mit seinem Menschen viele gute Momente. Sein Mensch erweist sich auch beim Trailen als zuverlässiger Partner, denn Mantrailing ist Teamwork.

Wir lassen unsere Partner nicht hängen

Wie ich bereits bei Nellys Geschichte erwähnt habe, sehe ich die Aufgabe des Menschen beim Trailen nicht nur darin, für Sicherheit zu sorgen. Sie umfasst auch, den Partner Hund beim Suchen einerseits minimal zu stören und andererseits bei Schwierigkeiten zu unterstützen. Dabei fühlt sich Trailen bei eingespielten Teams wie ein harmonischer Tanz an: Der Hund führt und der Mensch passt sich dem Bewegungsmuster des Hundes an.

 

Wenn der Hund im Verlauf des Trails an einen Punkt gerät, an dem er Schwierigkeiten hat, eine Entscheidung zu treffen, dann lassen wir unseren Hund dort nicht im Stich, sondern unterstützen ihn. Dabei bedarf es großen Fingerspitzengefühls, dem Hund genügend Zeit zu geben, die Entscheidung allein treffen zu können. Die Unterstützung besteht darin, unseren Hund wieder in die Lage zu versetzen, selbst die Entscheidung über den weiteren Trailverlauf treffen zu können. Dazu schicken wir ihn strukturiert in die verschiedenen Richtungen vor Ort. Der Hund zeigt uns durch seine Körpersprache, wenn er wieder in das Geruchsband eintaucht, und wird den Trail fortsetzen. Ich vergleiche dieses Vorgehen gerne mit dem Vorlesen der Speisekarte für ein Kind: Was es essen möchte, bestimmt es dennoch selbst – ich zeige lediglich die verschiedenen Möglichkeiten.

 

Insbesondere Hunde, die bei auftretenden Schwierigkeiten schnell frustriert oder entmutigt sind, profitieren von diesem Vorgehen. Sie erfahren durch ihren Partner Mensch Unterstützung in schwierigen Situationen und lösen die Aufgabe gemeinsam als Team. Gerade bei Hund-Mensch-Teams, die im Alltag vor großen Herausforderungen stehen, kann diese positive Erfahrung beim Trailen dazu führen, dass die Fortschritte im Alltag größer werden. Die Kombination aus Erfahrung des Miteinanders und der Bedürfniserfüllung durchs Trailen kann die Bereitschaft des Hundes zur Zusammenarbeit mit dem Partner Mensch auch in anderen Situationen fördern.

Jedes Team ist einzigartig

Und so darf auch das Startritual für jedes Team einzigartig sein. Sinn und Zweck eines Startrituales ist es ja, dass der Hund in die vor ihm liegende Aufgabe bestens vorbereitet starten kann. Nur diesen Ansprüchen muss es genügen. Es zeigt sich immer wieder, dass die Qualität des Starts einen großen Einfluss auf den Verlauf des Trails hat.

So ist das Startritual für das Team so zu gestalten, dass der Hund möglichst keinen Frust aushalten muss und idealerweise ruhig und fokussiert in die Suche starten kann. Das beginnt schon mit der optimalen Vorbereitung des Startes, speziell des Equipments. Die Leine erst am Start von Knoten zu befreien und richtig zu wickeln oder nochmal zum Auto zurückzugehen, weil etwas fehlt, kann für viele Hunde schon eine frustrierende Verzögerung darstellen – in diesem Fall völlig vermeidbar. Besonders die Präsentation des Geruchsartikels darf kein Meideverhalten auslösen: Der Hund soll freiwillig und freudig an den Geruchsartikel rangehen und sich das Geruchsbild einprägen.

Ob der Hund am Start sitzt oder steht, ist nebensächlich. Der entscheidende Faktor ist die Erregungslage des Hundes am Start. Mein persönliches Startritual mit Calimero beinhaltet nach der Präsentation des Geruchartikels z. B. ein Zeichen von Calimero, wenn er für den Start bereit ist. Je nach Umgebung braucht er mal mehr, mal weniger Zeit dafür. Erst nachdem er mir seine Bereitschaft signalisiert hat, folgt das Startsignal für den Trail. Wenn seine Bedürfnisse, sich mit der Umwelt vor dem Start auseinanderzusetzen berücksichtigt werden, ist er in der Lage, gut in die Suche zu gehen.

Was für den Start gilt, gilt entsprechend auch für das komplette Mantrailing-Training. Nicht das Team muss sich dem Training anpassen, sondern das Training muss dem Team angepasst werden: Von der aktuellen Situation vor Ort über die Herausforderungen des Trailverlaufes und die Auffindesituation der Zielperson.

Eine wertschätzende Trainingsatmosphäre ist die Basis, auf der sich die Einzigartigkeit der Teams entfalten kann und auf der die Teams durch konstruktive Kritik in ihrer Entwicklung gefördert werden. Eine Erfolgskontrolle beim Trailen basiert nicht auf dem Vergleich mit anderen Teams, sondern immer auf dem Verlauf der individuellen Entwicklung.

Es sind sowohl die kleinen, unspektakulären Szenen auf dem Trail als auch der Blick auf die allgemeine positive Entwicklung der Teams beim Trailen, die meine Augen „glitzern“ lassen

Was bedeutet das für Trainer*innen

Uns Trainer*innen bereitet das Glitzern in den Augen, die Erfüllung unserer Mission natürlich große Freude – allein von dieser Freude können wir jedoch nicht leben. Die beschriebenen Rahmenbedingungen bereiten einen erheblichen logistischen und zeitlichen Aufwand. Auch wenn der Preis für Mantrailing-Gruppenstunden meist deutlich höher ist als der anderer Gruppenangebote, ist Mantrailing-Training aufgrund der geringen Gruppengröße und des hohen Aufwandes finanziell erstmal nicht besonders attraktiv. Das ist auch der Grund Nr. 1 warum viele Kolleg*innen sogar das Mantrailing aus dem Angebot nehmen: „Es rechnet sich nicht“.

Weswegen kann sich diese Art von Mantrailing-Training dennoch lohnen, obwohl vielleicht ein anderes Angebot einer Sucharbeit mit deutlich weniger Aufwand für uns und sogar weniger Einschränkungen für die Hunde umzusetzen wäre? Weil Mantrailing weit mehr als nur Nasenarbeit ist.

  1. Trailen bietet auch jenen Menschen eine wunderbare Möglichkeit beim Hundetraining Gleichgesinnte zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen, deren Hunde in den üblichen Gruppenstunden-Settings überfordert sind. Genau diese Teams profitieren erheblich vom Perspektivenwechsel und dem Training in der realen Umwelt.

  2. Menschen, die vielleicht kein Einzeltraining buchen möchten (auch wenn sie davon am meisten profitieren würden) und sportbegeisterte Teams sind weitere wertvolle Zielgruppen. Indem der Blick für die Wahrnehmung der Bedürfnisse der Hunde geschult und der Einsatz von positiver Verstärkung gelebt wird, bietet das Training dieser Teams eben auch einen Benefit für die Hunde. Eine gute Möglichkeit, dem bedürfnisorientierten Training auf Basis positiver Verstärkung eine breitere Plattform zu bieten.

  3. Mantrailing schließt keine Teams aus – junge Hunde, alte Hunde, Hunde mit Handicap, Hunde mit „Special Effects“ können dabei sein.

  4. Zufriedene Mantrailing Kund*innen bleiben oft über das gesamte Leben des Hundes dabei und trailen häufig bei Mehrhundehaltung auch mit mehreren Hunden.

  5. Last but not least ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt, dass die Fortschritte bei den Alltagsherausforderungen mit viel Freude auf beiden Seiten der Leine erzielt werden – die Menschen bleiben dran und können von der bedürfnisorientierten Begleitung profitieren. So umgesetzt macht das Training allen Beteiligten unglaublich viel Freude!

Du kannst also mit Mantrailing-Training einerseits weitere Kundengruppen gewinnen, die von Deinem Trainingsangebot sehr profitieren werden, andererseits bleiben die Trailer erfahrungsgemäß sehr lang dabei und bringen Dir durch ihre guten Erfahrungen auch noch weitere Kund*innen.

Betrachten wir Mantrailing für besondere Teams aber noch mal in Bezug auf unternehmerische Aspekte. Wie kann der Aufwand minimiert werden, ohne an Qualität zu verlieren? Da steht für mich an erster Stelle die Nutzung eines Online-Buchungstools für die Organisation der Trainingseinheiten. Gerade bei den anzustrebenden offenen Gruppen minimiert sich der Verwaltungsaufwand für die Trainingsgruppen dadurch erheblich. Im gleichen Zuge erhöht sich der Komfort für die Teilnehmer*innen. Online-Tools bringen neben der Zeit- und Nervenersparnis noch weitere organisatorische Vorteile (Dokumentation, Abrechnung, AGB-Einbindung) mit. Abo-Angebote erwirtschaften auch bei offenen Gruppen einen planbaren Umsatz bei terminlicher Flexibilität für alle Beteiligten.

Um die Zeit innerhalb eines Trainings optimal zu nutzen und nicht unnötig in die Länge zu ziehen, ist eine vorherige Planung des Trainings sinnvoll. Eine für alle Teilnehmer*innen zugängliche schriftliche Festlegung der Reihenfolge führt z. B. zu einem reibungslosen Ablauf mit minimierten Zeitverlusten. So kann auch genügend Zeit für den bedürfniserfüllenden Rückweg des Trailteams eingeplant werden, ohne dass es zu Verzögerungen oder Zeitdruck kommt. Die geplanten Aufgaben für die einzelnen Teams können bezüglich des Materialbedarfs vorbereitet und in Bezug auf Reihenfolge, Richtung und Zielpersonen optimal aufeinander abgestimmt werden.

Mantrailing mit diesem Spirit bietet den Raum, in dem Menschen und ihre Hunde wertgeschätzt und geschützt als Team wachsen können. Mit jeder Menge Freude und Glitzern in aller Augen.

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